Genmanipulierte Babys sollen in Zukunft immun gegen Krankheiten sein

Es gibt noch kein Land, in dem vererbbare Genmanipulation offiziell zugelassen ist

Durch das Verändern der Gene eines menschlichen Embryos wäre es möglich, das Baby und die kommenden Generationen immun gegen bestimmten Erbkrankheiten zu machen.
Im Moment ist die Technologie jedoch noch nicht ausgereift genug, um es sicher an Menschen anzuwenden, so eine internationale Kommission von Wissenschaftlern und Ethikern.

Sie kamen zu dem Entschluss, dass die Gene eines menschliche Embryonen nicht manipuliert werden sollten, bis die Wissenschaftler garantiert und zuverlässig die gewünschten Ergebnisse erzielen können.

Selbst dann soll Genmanipulation bei Embryonen nur unter sehr spezifischen Umständen erfolgen. Wenn eine Land die Manipulation vererbbarer Genomen zulässt, sollte es zunächst nur zur Vorbeugung von schweren Krankheiten eingesetzt werden, die durch eine Mutation in einem einzigen Gen verursacht werden. Dazu gehören z.B. Mukoviszidose, Sichelzellenanämie, Muskeldystrophie oder die Tay-Sachs-Krankheit. Laut Bericht soll die Embryo-Manipulation nur bei Paaren eingesetzt werden, die wenig bis gar keiner Chance auf ein gesundes Kind haben.

Diese Empfehlungen stammen von einem Gremium, welches von der U.S. National Academy of Medicine, der U.S. National Academy of Science und der britischen Royal Society organisiert wird. Das Gremium wurde 2019 gegründet, nachdem der chinesische Forscher He Jiankui bekannt gegeben hatte, dass er die Gene menschlicher Embryonen manipuliert hat um eine genetischen Mutation zu erzeugen, die vor HIV schützt und Schwangerschaften ermöglicht. Die ersten genmanipulierten Babys der Welt sind also schon geboren.

Die Bekanntmachung verursachte einen Aufruhr in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Die Forscher verurteilten sein Experiment und bezeichneten es als unverantwortlich. Einige forderten ein vollständiges Verbot. In der Zwischenzeit organisierten die Nationalen Akademien eine Kommission, um einige Grundregeln vorzuschlagen. Im Dezember 2019, ein Jahr nach dem Debakel, wurde der Forscher He Jiankui von einem chinesischen Gericht zu drei Jahren Haft verurteilt, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.

CRISPR wird bereits in klinischen Versuchen getestet, um genetische Blutkrankheiten, erbliche Blindheit und bestimmte Krebsarten zu behandeln. Aber in diesen Versuchen behandeln Ärzte erwachsene Patienten. Die Manipulation von Embryonen hingegen würde nicht nur die DNA des Babys verändern, sondern auch die der zukünftigen Nachkommen. Das ist es, was die Genmanipulation für Forscher so verlockend aber auch riskant und ethisch bedenklich macht. Genmanipulation könnte vererbbare Krankheiten für die nächsten Generationen aus der Welt schaffen. Wenn etwas schief geht, könnten diese genetischen Veränderungen jedoch für immer an die nächsten Generationen weitergegeben werden.

„Im Falle der vererbbaren Genmanipulation können Änderungen an nachfolgende Generationen weitergegeben werden“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Richard Lifton, Präsident der Rockefeller Universität. „Dies gibt dieser Technologie eine ungewöhnliche Reichweite, die über die Person hinausgeht, dessen Gene manipuliert wurden“.

Es gibt noch kein Land, in dem vererbbare Genmanipulation offiziell zugelassen ist. Tatsächlich ist die Herstellung von genmanipulierten Babys entweder direkt oder indirekt in unzähligen Ländern noch verboten, darunter auch in Deutschlad. Der neue Bericht sowie die bevorstehenden Empfehlungen des WHO-Komitees könnten Einfluss darauf haben, wie die Regierungen mit dem Thema in Zukunft umgehen.

In dem Webcast vom 3. September 2020 wies die Diskussionsteilnehmerin Michèle Ramsay, Professorin für Humangenetik am National Health Laboratory Service und der University of the Witwatersrand in Südafrika, darauf hin, dass der Umgang mit- und die Behandlung von Krankheiten je nach Ländern und Kulturen unterschiedlich ist. Eine genetische Erkrankung kann in einem Land behandelbar sein, in einem anderen aber nicht.

Bevor die Technik genutzt werden kann um eine Krankheit zu verhindern, müssen die Wissenschaftler jedoch nachweisen, dass vererbbare Genmanipulation sicher ist. Die größte Herausforderung ist, dass CRISPR genau so zu unbeabsichtigten schädlichen Mutationen führen könnte.

In einer Umfrage, die im Journal of Human Genetics veröffentlicht wurde, stimmten die Leser klar für den Einsatz der Genmanipulation bei Embryonen, um schwere Krankheiten zu verhindern. Die Antworten kamen aber überwiegend von Lesern des Journals, also gut ausgebildeten Menschen aus westlichen Ländern.

Die Autoren des neuen Berichts rufen zu einem „umfassenden gesellschaftlichen Dialog“ auf, bevor ein Land eine Entscheidung darüber trifft ob es vererbbare Genmanipulation erlaubt. Andere Forscher, wie die CRISPR-Erfinderin Jennifer Doudna haben ebenfalls zu einer öffentlichen Diskussion zu diesem Thema aufgerufen. Es ist unklar, wie sich das auswirken wird. Kein Land hat sich mit dem Thema bisher ernsthaft befasst.

„Eine der größten Bedenken die unsere Kommission hat, ist das diese Technologie ohne die nötigen Sicherheitsmaßnahmen genutzt werden könnte“, sagte Lifton. „Es ist uns wichtig, dass es eine starke Regulierung durch offizielle Behörden gibt.“.

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